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Die Arbeit von Wasser: Husseins Geschichte

Wiederversorgung mit Wasser nach der Katastrophe

Seit die Türkei und Syrien im Februar 2023 von verheerenden Erdbeben heimgesucht wurden, hat sich das Leid der Menschen in Nordwestsyrien noch weiter verstärkt. Menschen, die durch den seit 13 Jahren anhaltenden Konflikt und ständige Vertreibung schon fast endlose Leiden ertragen mussten.

Mehr als 10.000 Gebäude wurden zerstört und tausende von Familien verloren ihr Zuhause sowie ihren Zugang zu Grundversorgung, wie z.B. sauberem Wasser.

Unterstützt durch die wichtige Finanzierung der EU und anderer Spender haben GOAL-Teams seit den Erdbeben hart daran gearbeitet, die von der Katastrophe betroffenen Familien zu unterstützen. Dazu zählt auch sicherzustellen, dass Zugang zu sauberem Leitungswasser gegeben ist.

Eine Familie nimmt den Kampf an

„Sind wir denn keine Menschen?“ Fragt der 48-jährige Hussein, Vater von neun Kindern, klagend.

Seit die Erdbeben im vergangenen Februar ihr Zuhause in der Stadt Jandires zerstört haben, lebt die Familie im Flüchtlingslager Al-Wadah im syrischen Nord-Aleppo.

Während er die Herausforderungen für vertriebene Familien wie die seine beschreibt, erzählt Hussein: „Es gibt keine Medizin, keine Schulen, keine Straßen und vor allem aber auch kein Wasser und keine sanitären Einrichtungen. Vielleicht sieht man uns auch gar nicht mehr als Menschen an.“

Die von Hussein beschriebenen Herausforderungen sind nicht auf seine Familie beschränkt.

Jeden Tag lernen die vor Ort in Nordwestsyrien arbeitenden GOAL-Teams hunderte Familien kennen, die die gleiche Art von Hoffnungslosigkeit erleben müssen.

Die Erdbeben im Februar 2023, bei denen Häuser und wichtige Infrastruktur beschädigt wurden, haben hunderttausende Syrer an ihre Grenzen gebracht.

Die Zerstörung hat die Menschen, die bereits unter dem seit mehr als einem Jahrzehnt anhaltenden Konflikt, einer Wirtschaftskrise und der Coronapandemie leiden mussten, noch weiter belastet.

Hussein trägt Wasser, das er von einem Wasser-LKW gekauft hat, zum Zelt seiner Familie im Al-Wadah-Lager.
Hussein trägt Wasser, das er von einem Wasser-LKW gekauft hat, zum Zelt seiner Familie im Al-Wadah-Lager.

Es gibt keine Medizin, keine Schulen, keine Straßen und vor allem aber auch kein Wasser und keine Hygiene.

Gefährliches Wasser

Amina, die Frau von Hussein, weiß wie wichtig es ist, verunreinigtes Wasser zu vermeiden. Angesichts der mangelnden Alternativen aber fühlt sie sich machtlos.

„Das Wasser, das wir bekommen, ist nicht sterilisiert und meine Kindern leiden ständig an Krankheiten wie Durchfall oder Erbrechen,“ erklärt sie.

Seit sie ins Flüchtlingslager gekommen sind, ist ihre Familie auf die LKWs von privaten Händlern angewiesen, um Wasser zu bekommen.

Aber selbst diese Methode ist nicht zuverlässig. Das Flüchtlingslager wurde auf Agrarflächen errichtet und heftige Niederschläge führen häufig zu Überflutungen, die die Straßen ins Lager blockieren.

In solchen Fällen sind dann oft die Kinder dafür verantwortlich, Wasser von den LKWs zu holen.

Hussein und sein Sohn Mudar (12) tragen über die schlammigen Straßen des Lagers Wasser zum Zelt ihrer Familie.
Hussein und sein Sohn Mudar (12) tragen über die schlammigen Straßen des Lagers Wasser zum Zelt ihrer Familie.

„Bei Regen ist es besonders hart, da die Straßen des Lagers dann zu Schlamm werden,“ erklärt Mudar, der zwölfjährige Sohn von Amina und Hussein.

„Um den Wasser-LKW zu erreichen und unsere Kanister zu füllen, müssen wir mehr als 500 Meter durch den Schlamm laufen. Leider ist das Wasser, das wir dann zurückbringen, oftmals mit Schmutz vermischt und nicht mehr trinkbar,“ sagt Mudar.

Und wenn die Wasser-LKWs keinen Halt in ihrem Lager machen, bleibt Hussein und Amina keine andere Wahl, als drastische Maßnahmen zu ergreifen.

„Zum Putzen habe ich einmal Wasser aus einer Regenwasserpfütze im Lager gesammelt,“ erzählt Amina.

Dann fügt Hussein noch hinzu: „Manchmal sehen wir uns dazu gezwungen, Regenwasser vom Dach unseres Zeltes zu sammeln, obwohl wir wissen, dass es verunreinigt ist.“

Das Wasser, das wir bekommen, ist nicht sterilisiert und meine Kindern leiden ständig an Krankheiten wie Durchfall oder Erbrechen.

Lieferung in Zeiten von Konflikten und Katastrophen

Für die Menschen, die schon durch anhaltende Krisen gebeutelt sind, ist regelmäßiger Zugang zu sauberem Wasser überlebensnotwendig.

Aber in Nordwestsyrien sind mehr als die Hälfte der 5,1 Million Bewohner der Region auf potentiell verunreinigte Wasserquellen angewiesen.

Laut den Vereinten Nationen haben von den 2 Millionen vertriebenen Menschen, die in Nordwestsyrien in Lagern und informellen Siedlungen leben, nur 27% der Haushalte Anschluss an ein Wassernetz.

Ein Ingenieur von GOAL WASH prüft die Arbeiten am neuen Wasserturm, den GOAL im Lager Al-Wadah erbaut.
Ein Ingenieur von GOAL WASH prüft die Arbeiten am neuen Wasserturm, den GOAL im Lager Al-Wadah erbaut.

In fragilen Regionen wie Nordwestsyrien, in denen die öffentliche Hand nur begrenzt in der Lage ist, Risiken zu bewältigen, können mittel- bis langfristige humanitäre Programme in den Bereichen Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH) sowie in anderen wichtigen Dienstleistungsbereichen die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Familien unterstützen.

Seit 2014 unterstützen GOAL-Teams Wassersysteme in Nordwestsyrien. Sie arbeiten hart daran, dass die Wassernetze auch trotz des anhaltenden Konflikts weiterhin in Betrieb bleiben.

Unterstützt durch Mittel der EU und anderer Spender tragen GOALies dazu bei, dass etwa 800.000 Menschen in Nordwestsyrien Zugang zu sauberem Leitungswasser erhalten.

In den vergangenen Jahren haben die GOAL-Teams das WASH-Programm in Nordwestsyrien ausgeweitet, um noch mehr vertriebene Menschen, die in Lagern und informellen Zeltsiedlungen leben, zu erreichen.

Seit den verheerenden Erdbeben im vergangenen Jahr hat GOAL diese Anstrengungen nochmals verstärkt. Dank zusätzlicher finanzieller Unterstützung durch die EU und Camões - Institut für Kooperation und Sprache, I.P., einer öffentlichen portugiesischen Einrichtung, wurde für mehr als 130.000 Menschen, die von der Katastrophe betroffen waren, Zugang zu sauberem Trinkwasser eingerichtet oder wiederhergestellt.

Als GOAL das System getestet hat und wir sahen, wie Wasser aus der Leitung floss, hat sich das ganze Lager wie ein Festplatz angefühlt.

Eine bessere Zukunft

Hussein war erleichtert, als er die Installation der neuen Wasserleitungen in Al-Wadah sah.

Als GOAL das System getestet hat und wir sahen, wie Wasser aus der Leitung floss, hat sich das ganze Lager wie ein Festplatz angefühlt,“ sagt er.

Nach Fertigstellung des Wasserturms werden die im Lager lebenden Familien regelmäßig Zugang zu trinkbarem Leitungswasser aus einer sicheren und verlässlichen Quelle haben.

Hussein, seine Familie, und die Mutter von Hussein vor ihrem Zelt im Lager Al-Wadah, wo sie leben, seit die Erdbeben im Februar 2023 ihr Zuhause zerstört haben.
Hussein, seine Familie, und die Mutter von Hussein vor ihrem Zelt im Lager Al-Wadah, wo sie leben, seit die Erdbeben im Februar 2023 ihr Zuhause zerstört haben.

GOAL in Syrien

Der seit über einem Jahrzehnt andauernde Konflikt hat mehr als 6,8 Millionen Syrer zu Binnenflüchtlingen gemacht. In Syrien sind 70% aller Menschen fürs tägliche Überleben auf humanitäre Hilfe und Unterstützung angewiesen.

Seit Beginn der Auseinandersetzungen im Jahr 2012 haben die Teams von GOAL Hilfe vor Ort in Syrien geleistet. Im vergangenen Jahr konnten mit dem Nothilfeprogramm von GOAL mehr als 287.000 kürzlich vertriebene Menschen mit Lebensmitteln, Kochausrüstung und Finanzhilfen unterstützt werden. Nachdem die Techniker von GOAL die beschädigte

Wasserversorgungsinfrastruktur reparieren konnten, haben über 1,1 Million Menschen nun in ihrem Zuhause Zugang zu sauberem Trinkwasser. Weitere 430.000 Menschen in Nordwest-Syrien konnten von GOALs Bäckereiprogramm profitieren.

Einfluss in Zahlen

+1 Million

Zugang zu sauberem Wasser für mehr als 1 Million Menschen

+430,000

Tägliche Lieferung von Brot an mehr als 430.000 Menschen

2.1 Millionen

Menschen im Jahr 2022 unterstützt

2012

GOAL nimmt die Arbeit in Syrien auf

Kareems Geschichte

Das vergangene Jahrzehnt haben Kareem und seine Familie damit verbracht, auf der Suche nach Zuflucht durch das kriegszerrüttete Syrien zu ziehen. In der benachbarten Türkei fanden sie schließlich einen sicheren Hafen und die Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen.

Leider war diese Ruhepause nur von kurzer Dauer. Als im Februar ein verheerendes Erdbeben die Türkei erschütterte, musste die Familie erneut fliehen. Froh darüber, mit dem Leben davon gekommen zu sein, kehrte die Familie nach Nordwestsyrien zurück.

Im Zuge des wiederaufflammenden Konflikts wurde die Familie erneut entwurzelt. Aufgrund der zunehmenden Luftangriffe sahen sich Kareem und seine Familie dazu gezwungen, aus ihrem Zuhause in Sarmin zu fliehen.

 

Die Entscheidung fiel im nicht leicht, allerdings sah Kareem keinen anderen Ausweg: „Es gibt kein schlimmeres Gefühl der Hoffnungslosigkeit, als seine eigenen Kinder zitternd und verängstigt zu sehen.“

„Obwohl die Flucht gefährlich war, während um uns herum Bomben fielen, rief ich eines Abends, als der Beschuss etwas nachließ, meine Kinder zusammen und wir entkamen, ohne jemals zurückzublicken,“ sagt Kareem.

Kareem with his 2 sons and daughter at their new temporary home

Kareem mit seinem dreijährigen Sohn Azim, dem vierjährigen Ahmad und seiner fünfjährigen Tochter Yasmine.